Unsere Erfahrungen bei der Überquerung der Alpen von Oberstdorf nach Meran
Tour vom 08.07.2019 bis 13.07.2019
Tag 1: Montag, 08.07.2019
Unser Abenteuer begannen wir am frühen Montagmorgen in Bechhofen, von dort aus fuhren wir mit dem Auto nach Oberstdorf. Wir haben uns in Oberstdorf noch einmal mit guten Mittagessen gestärkt, bevor dann unsere Wanderung begonnen hat.
Wir starteten in Oberstdorf, Spielmannsau, um ca. 14:00 Uhr bei Nieselregen. Von Spielmannsau sind wir dann auf die Kemptner Hütte aufgestiegen, zu unserem ersten Ziel.
Der Aufstieg lag bei ca. 1050 Meter, durch die Nässe und die somit leicht erschwerten Bedingungen unter den ständigen Regen erstreckte sich unsere Wanderzeit auf ca. 4,5 Stunden. Der Weg wurde durch den Regen aufgeweicht und glitschig. Bereits am ersten Tag wurden wir bei dem Aufstieg von Schnee überrascht, der sich Meter hoch türmte, damit hatten wir Anfang Juli wirklich nicht gerechnet. Die Route für den ersten Tag war mittelschwer mit leichten Steigerungen bis zur Kemptner Hütte, diese war bereits gut gefüllt mit ca. 300 Wanderern.
Die Kemptner Hütte liegt auf ca. 1846 Metern Höhe.
Tag 2: Dienstag, 09.07.2019
Die 2. Etappe ging von der Kemptner Hütte auf die Memminger Hütte. Der Aufstieg bei dieser Etappe hier waren ca. 1320 Meter und ein Abstieg ca. 920 Metern, bei einer Wanderzeit von ca. 9,5 Stunden.
Gestartet sind wir an diesen Tag um ca. 07:30 Uhr gut gestärkt mit dem Frühstück. Der Weg führte uns anfangs noch neblig und nass über das Mädelejoch nach Österreich, ab dort klarte das Wetter deutlich auf. Das Highlight unseres Abstiegs nach Holzgau, war die längste Seilhängebrücke Österreichs. Länge der Brücke: 200,5 Meter und 105 Meter hoch.
Von Holzgau aus fuhren wir dann mit dem Bus weiter nach Madau. Die Fahrtzeit hier betrug ca. eine halbe Stunde. Dort sind wir dann zum Mittagessen eingekehrt, in das Gasthaus „Bergheim-Hermine“, es war wirklich sehr schön und super lecker, nur zu empfehlen. Von hier aus starteten wir unseren nachmittags Aufstieg. Unser Weg führte uns entlang eines Baches zur Material-Seilbahn der Memminger Hütte, hier ist es möglich für kleines Geld sein Gepäck zur Hütte transportieren zu lassen.
Von hier aus ging es dann ordentlich nach oben. Anfangs war es teilweise ein sehr steiler Aufstieg, ab der Hälfte des Weges bot sich uns ein wahnsinnig schöner Ausblick auf die malerische Kulisse der Bergwelt. Wir erblickten auf über 2.000 Metern neben einer Herde Pferde, auch einige Steinböcke die keine zwei Meter von uns entfernt grasten, auch Murmeltiere kamen hier zum Vorschein.
Ziemlich am Ende des Aufstiegs ging es über ein großes Schneefeld, fast wie ein kleiner Gletscher. Der restliche Weg zur Hütte war dann einfach zu wandern. Diese Hütte konnten wir, durch die hohe Anzahl der Anfragen, leider nicht vorab buchen. Deshalb hatten wir an diesem Tag dann einen leichten Zeitdruck dort hinzukommen, denn, je früher man dort ist, desto höher sind die Chancen auf einen guten und vor allem sicheren Schlafplatz.
Die Memminger Hütte liegt auf ca. 2240 Metern.
Tag 3: Mittwoch, 10.07.2019
Für unsere 3. Etappe starteten wir von der Memminger Hütte um ca. 07:30 Uhr und machten uns auf dem Weg zur Zamser Skihütte (Mittelstation). Der Aufstieg hier waren ca. 370 Meter, der Abstieg betrug ca. 1840 Meter. Für diesen Teil der Wanderung benötigten wir ca. 8 Stunden.
Das Wetter an diesem Tag war ab den frühen Morgenstunden gut und schön, anfangs sind wir noch im Schatten gewandert. Nach der Überschreitung der Seescharte kam uns allerdings die Sonne mit ihrer vollen Energie entgegen.
Der Aufstieg zur Seescharte war stellenweise sehr steil, zur Hilfe gab es aber zum Glück entlang der Felswand Seile und Befestigungen zum absichern bzw. festhalten. Angekommen an der Seescharte hatten wir dann einen Blick zurück zur Memminger Hütte, die im Schatten lag, der Blick nach vorne offenbarte vor uns das Zamser-Tal und den sehr beschwerlichen und steilen Abstieg ins Tal.
Der Abstieg führte uns abwechselnd über Schneefelder und felsigen Untergrund, immer weiter hinunter Richtung Tal. Unser Weg führte uns über schmale Wege und an Steilhängen vorbei. Dieser war an sich fest und gut zu laufen, trotzdem sollte man schwindelfrei und trittsicher sein. Gegen Mittag kamen wir zur Unterloch-Alm, dort haben wir uns etwas gestärkt, von hier aus ging es dann weiter Richtung Tal zuerst mit dem Blick auf Landeck und später wurde der Blick auf Zams frei.
Ab hier forderte der nicht enden wollende 1,5 stündigen Abstieg seinen Tribut. Es fühlt sich an als würde man keinen Schritt abwärts kommen. Dieser Abstieg ging ganz schön in die Beine, wenn man dann in Zams angekommen ist, weiß man, warum dieser Teil der Wanderung für viele der Punkt ist, das Abenteuer Alpenüberquerung abzubrechen.
Erfolgreich und ziemlich erschöpft gönnten wir uns in Zams ein leckeres Eis zur Belohnung. Hier ist die erste Möglichkeit seine Vorräte aufzufüllen, Apotheke, Blasenpflaster, Getränke, usw.
Nun ging es dann mit der Venetbahn auf die Mittelstation. Von hier aus ist es noch ein kurzer Fußmarsch zur Zamser Skihütte. Wir freuten uns auf eine warme Dusche und darauf unsere Kleidung einmal waschen zu können. Leider blieb die warme Dusche ein Wunsch. Die Hütte auf der Mittelstation entsprach leider nicht unseren Erwartungen und war für uns die Enttäuschenste auf unserem Abenteuer, so zumindest unsere Erfahrung.
Die Zams-Skihütte auf der Mittelstation liegt ca. auf 1780 Metern.
Tag 4: Donnerstag, 11.07.2019
Auch an diesem Tag starteten wir wieder in aller Früh um ca. 07:30 Uhr nach unserem Frühstück, von der Zamser Skihütte in Richtung Braunschweiger Hütte.
Der Aufstieg an diesem Tag lag ca. bei 1380 Meter und der Abstieg ca. bei 1580 Metern. Für diese Strecke sind wir ca. 11 Stunden gewandert. Das Wetter an diesem Tag war anfangs trüb und zog sich auch über den restlichen Tag so durch, desto weiter wir abstiegen, desto schlechter wurde die Sicht und das Wetter.
Wir fuhren mit der Bergbahn auf ca. 2212 Meter auf den Kahberg. Unser Weg führte uns über den Venet Rundwanderweg an der Goglersalm, Galfunalm und an der Larcher Alm vorbei, die auf ca. 2814 Metern liegt. In der Goglersalm und der Galfunalm kehrten wir für eine kleine Trinkpause ein. Der Abstieg nach Wenns dauerte ca. 2,5 Stunden. Von Wenns aus fuhren wir dann mit dem Bus weiter nach Mittelberg, die Busfahrt betrug ca. eine halbe Stunde. In Mittelberg sind wir zum Mittagessen in das Hotel „Pure-Resort im Pitztal“ gegangen, ein absoluter nobler Schuppen, allerdings sehr lecker uns super freundlich dort.
Nach dem Mittagessen führte uns unser Weg weiter Richtung Braunschweiger Hütte. Auf dem Weg dorthin kamen wir an der Gletscher-Stube und der Material-Seilbahn vorbei. Auch hier ergibt sich die Möglichkeit sein Gepäck zur Braunschweiger Hütte für kleines Geld transportieren zu lassen. Man sollte allerdings wissen, wenn die Seilbahn nicht besetzt ist, kann man sein Gepäck telefonisch anmelden.
Unser Aufstieg führte uns entlang des Wasserfall Weges, welcher seinen Namen alle Ehre macht. Nach den Wasserfällen allerdings hatten wir kaum noch Sicht durch starken Nebel und niesle Regen. Der Nebel erschwerte es uns, den richtigen Pfad zu finden. Der letzte Abschnitt führte uns über den Jägersteig, an Seilen und Ketten zum Festhalten und Absichern, bergauf. Der sehr steile und steinige Weg bei schlechter Sicht machte uns etwas zu schaffen. Der Zustand, dass wir völlig durchnässt und bei einsetzender Dunkelheit etwas orientierungslos waren, machte die Situation nicht leichter. Nachdem wir aber weiter einen Fuß vor den anderen setzten, war irgendwann die Fahne der Braunschweiger Hütte im Nebel zu sehen.
Unser Ziel für diesen Tag war in greifbarer Nähe. Endlich angekommen wurden die Strapazen dieser Etappe mit einer wirklich sehr guten Hütte, gute Dusche, sehr gutes Essen und freundlicher Bewirtung belohnt. Diese Hütte war unser Highlight und sehr weiter zu empfehlen. Am Abend verzog sich dann für einen kurzen Augenblick auch der Nebel und wir konnten einen Blick auf den atemberaubenden Gletscher genießen.
Die Braunschweiger Hütte liegt auf gut 2758 Metern.
Tag 5: Freitag, 12.07.2019
Wie bereits in den letzten Tagen auch, brachen wir nach einem sehr guten Frühstück gegen 07:30 Uhr auf. Dieser Tag bringt uns von der Braunschweiger Hütte zur Martin-Busch-Hütte. Der Aufstieg lag bei 960 Metern und der Abstieg bei 1330 Metern. Für diese Strecke sind wir ca. 8 Stunden unterwegs gewesen.
Leider konnten wir nicht wie geplant über das Pitztaler Jöchel wandern, da hier zu schlechte Witterungsverhältnisse aufgrund von Neuschnee herrschten. Unser Weg führte uns dann über das Rettenbachjoch. Dies war ein Tipp der Bergschulen, die sich am Abend zuvor abgesprochen hatten.
Wir haben uns nach dem Aufstieg auf die Schneidbahn einer Bergschule angeschlossen. Unter dann musikalischer Begleitung (dank Nicis tragbaren Radio) begonnen wir den Abstieg zum Tiefenbachferner, von dort aus ging es nach Vent, wo wir anschließend eine Mittagspause einlegten. Nach der Pause sind wir dann wieder getrennt von der Bergschule, alleine zum Aufstieg in Richtung Martin-Busch-Hütte. Der Weg war sehr gut und ließ sich schön laufen, eher etwas zum Entspannen, nicht anspruchsvoll.
An der Martin-Busch-Hütte angekommen, wird uns diese auch positiv in Erinnerung bleiben. Diese Hütte war ebenfalls nicht gebucht von uns.
Diese Hütte liegt auf ca. 2501 Metern.
Tag 6: Samstag, 13.07.2019
Letzte Etappe, das Ende ist in Sicht. Los ging es an der Martin-Busch-Hütte um ca. 07:30 Uhr zum Stausee nach Vernagt. Aufstieg für diesen letzten Teil der Wanderung betrug 560 Meter und der Abstieg bei 1340 Metern. Insgesamt sind wir an unserem letzten Tag ca. 6 Stunden gelaufen.
In der Früh überraschten uns dann 15 cm Neuschnee, der still und heimlich nachts gefallen ist und für den unsere Winterausrüstung von Nöten war. Mit dem Neuschnee unter unseren Füßen haben wir den Aufstieg zur Similauhütte im Niederjoch gestartet. Dies markierte den höchstgelegene Punkt auf unserer Tour mit 3019 Metern. Hier bot sich uns ein bizarres Bild, auf der österreichischen Seite war schlechtes Wetter und schneebedeckte Hänge, auf der italienischen Seite Sonne und grüne Hänge.
Die Similauhütte war leider sehr unfreundlich bei der Bewirtung, total überfüllt und aufgrund dessen ziemlich überfordert. Hier gab es die Gelegenheit, zum Gletscher weiter zu wandern, allerdings nur mit entsprechender Ausrüstung und für erfahrene Wanderer bzw. Bergsteiger.
Der Abstieg war anfangs etwas erschwert durch die rutschigen Steine, die vom Neuschnee bedeckt waren bzw. nass geworden waren. Der restliche Abstieg ab der Grasnarbe war dann weniger anspruchsvoll eher entspannt. Auch hier erblickten wir noch einmal die Vielfalt der Tierwelt in den Bergen. Und so wanderten wir weiter in Richtung Tisenhof am Vernagter Stausee, welches das Ende unseres schönen Abenteuers bedeutete.
Der Temperaturunterschied war ziemlich enorm, so hatten wir oben an der Similauhütte einige Minusgrade, und im Tal wurde es relativ warm. An der Gaststätte Tisenhof gönnten wir uns dann zum Abschluss und zum Abrunden unserer Wanderung über den Fernwanderweg E5, ganz entspannt eine deftige Brotzeit mit einer leckeren Maß Bier.
Hier verabschiedeten wir uns dann von unseren zeitweisen Wegbegleitern.
Am Ende ist zu sagen, alle Hütten waren durchaus ok, gastfreundlich und stets bemüht.
Rechtzeitig im Voraus buchen schützt vor eventuellen Problemen bei der Zimmerbelegung.
Da das Wetter in den Bergen nicht planbar ist, muss man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Von plus 20 Grad Sonne bis minus 5 Grad mit Schnee war bei uns alles vertreten. Dabei sollte man aber auch bedenken, dass jedes Kilo über die komplette Wegstrecke getragen werden muss. Also lieber getreu dem Motto „Was es auf den Hütten nicht gibt, braucht man nicht“.
Die Reise ist durchaus machbar, setzt aber eine gewisse Vorbereitung voraus, ohne die es etwas schwer werden wird. Neben Schwindelfreiheit und Trittsicherheit ist gutes Wandermaterial Voraussetzung, zum Beispiel gut eingelaufene Wanderschuhe und der richtige Rucksack.
Als Buchempfehlung können wir das Buch
„Fernwanderweg E5: Konstanz-Oberstdorf-Meran/Bozen-Verona. 31 Etappen und 14 Varianten”
Bergverlag Rother (Rother Wanderführer)
Autoren: Stephan Baur – Dirk Steuerwald
nur bestens empfehlen, dieses Buch hat uns die ganze Tour über begleitet.
Wir hatten ein super Abenteuer mit viel Spaß, Schweiß, tollen Erfahrungen und Eindrücken die uns für immer bleiben werden.
WIR WÜRDEN ES WIEDER TUN
Herbert Schindler (Hebby)
Michael Weinschenk (Schorle)
Nicolas Feurer (Nici)