Eine super interessante Fortbildung, mit Einblicken in Bereiche, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen sind.
Wir trafen uns am Montagmorgen um 8:45 Uhr am Bahnhof in Ehrwald. Von dort ging es zur Talstation der Ehrwalder Almbahn. Ab hier folgte der lange Aufstieg über das “Gatterl”, der Grenze zwischen Bayern und Tirol, weiter zur Knorrhütte. Von dieser hat man einen weiten Blick ins Reintal. Weiter führte der Weg durch die Schotterwüste des Zugspitzplatt bis zur Endstation der Zahnradbahn. Jeder, der hier im Schotterfeld zwischen Lkw, Baggern, Schneekatzen und weiteren Baufahrzeugen auf die traurigen Reste des einstmals mächtigen Schneeferners blickt, wird zwangsläufig von Wehmut erfasst.
An der Talstation der Zubringerbergbahn zur Umweltforschungsstation Schneefernerhaus mussten wir feststellen, dass unsere gesamte Verpflegung für drei Tage und 14 Personen leider noch in Garmisch stand und ein Diätabend bevorstand. Trotzdem ging es mit der Gondel hinüber in die Forschungsstation, unserem Quartier für die nächsten Tage. Dort angekommen wurden wir freundlich begrüßt und waren mächtig überrascht, welch noble Unterkunft für uns zur Verfügung stand. Nach etlichen Telefonaten konnte der Diätabend abgewendet werden, da der Koch von “Sonnalpin” ein Einsehen hatte und eine kalte Platte für uns zusammenstellte. Diese musste aber zu Fuß mit 200 hm Abstieg und dem gleichen Aufstieg über 45 Grad steilen Schotter abgeholt werden – ein schweißtreibend verdientes Abendessen. Nach diesem folgte ein echter Höhepunkt. Von 21 – 23 Uhr erhielten wir eine hochinteressante und sehr pfiffig vorgetragene Hausführung durch die 11-stöckige Forschungsstation, in der wir die Treppenhäuser mehrmals durchstiegen. Es war sehr faszinierend zu erfahren, was hier von den vielen Wissenschaftlern alles gemessen und erforscht wird. Der Führung folgte ein langer und lustiger Abend.
Am nächsten Morgen folgte ein reichhaltiges Frühstück, denn ein freundlicher Mitarbeiter der Forschungsstation hatte seinen freien Tag geopfert, unsere Verpflegungskisten in Garmisch abgeholt, mit dreimaligem Umsteigen bis 7:30 Uhr herauftransportiert und in unserer Küche deponiert. Nach dem Frühstück machten wir uns an den Abstieg zum Zugspitzplatt und den folgenden steilen und ausgesetzten Aufstieg auf den Schneefernerkopf, wo sich am Gipfel Fernblicke bis in die Dolomiten boten. Dem Abstieg folgte eine Runde durch den Gletscherpfad und, wie es sich für Jugendleiter gehört, einige Schlittenrunden mit dem Zipfelbob. Anschließend ging es zurück in die Forschungsstation. Dort waren inzwischen weitere Forscher eingetroffen, unter anderem auch ein Italiener und ein Israeli, die den Permafrost erforschen. Für uns folgten einige Theorieeinheiten und Workshops zum Thema Klima und Wetter.
Während des Abendessens konnten wir die Permafrostforscher durch reichlich flüssige Bestechungen dazu überreden, mit uns eine Führung in den 1,5 km langen Forschungsstollen, mitten hinein in den Permafrost zu machen. Eine spannende Sache, in der Nacht im Bergmassiv der Zugspitze umherzulaufen und dabei mehr über den einzigen Berg mit Permafrost in Deutschland zu erfahren. Nach dieser Führung folgte erneut ein langer, lustiger und mehrsprachiger Abend.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns und machten uns an den Aufstieg auf Deutschlands höchsten Gipfel. Nach der Ruhe in der Forschungsstation und dem ausgesetzten Aufstieg erschlägt einen der Rummel, der auf der Gipfelplattform herrscht. Kein Wunder wenn drei Seilbahnen hinauf führen und täglich 6.000 Besucher “on top of Germany” sind. Wir jedenfalls verabschiedeten uns sofort von dem Rummel, denn auf uns wartete eine Führung in Deutschlands höchster Wetterwarte. Bei der hochinteressanten Führung stellte sich heraus, dass der diensthabende Wetterwart ein Weiltinger ist und hier einen “Hesselberger” trifft. Nach der Führung verzichteten wir auf den Gipfelrummel und gönnten uns den Abstieg mit der Tiroler Zugspitzbahn über Stopselzieher, Wiener Neustädter Hütte nach Ehrwald. Eine super interessante Fortbildung die nur weiterempfohlen werden kann und es mir, dank des Endes um 15:30 Uhr, ermöglichte bereits um 19:30 Uhr, zwar noch in Bergkleidung, an der Vorstandssitzung unserer Sektion teilzunehmen.
PS: Am Gipfel liegt bei derart optimalen Wetterbedingungen der 5 km lange Jubiläumsgrat in seiner vollen Schönheit vor einem und zwingt einem direkt ein Ziel für 2020 auf.
Gerd Meier-Gesell
Kletterreferent